Inklusive Unternehmen erkennen: So finden Sie Arbeitgeber*innen, die Vielfalt schätzen
In einer zunehmend diverseren und sich wandelnden Arbeitswelt setzen immer mehr Unternehmen auf Diversität und Inklusion (D&I). Doch wie lässt sich erkennen, ob es sich um ernsthafte Bemühungen handelt oder nur um leere Marketing-Versprechen? Gerade für Bewerber*innen, die einen inklusiven Arbeitgeber suchen, ist es hilfreich, auf bestimmte Merkmale zu achten. Dieser Artikel liefert praktische Tipps, um Unternehmen zu erkennen, die Vielfalt als Wert leben und in den Arbeitsalltag integrieren. Auch inklusive Unternehmen, die ihre D&I-Strategien weiterentwickeln möchten, finden hier Anregungen, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen.
Transparente D&I-Strategie und sichtbare Vielfalt im Team
Ein inklusives Unternehmen zeichnet sich durch eine klare, offen kommunizierte D&I-Strategie aus. Werte wie Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion lassen sich oft auf der Website, in Stellenanzeigen oder auf Plattformen wie LinkedIn finden. Ein „Diversity Statement“ und konkrete D&I-Ziele zeigen, dass Vielfalt und Inklusion ernst genommen und nicht einfach nur als Schlagworte genutzt werden.
Ein Blick auf die Teamzusammensetzung kann ebenfalls viel über die Unternehmenskultur verraten: Eine diverse Belegschaft, die die „Big 6“ oder „Big 7“ repräsentiert, spricht für eine gelebte Kultur der Vielfalt. Diese umfassen:
Alter: Altersgemischte Teams tragen verschiedene Perspektiven und Erfahrungen bei, fördern Innovationskraft und ermöglichen generationsübergreifendes Lernen.
Geschlecht: Geschlechterdiversität in Unternehmen fördert ein ausgewogenes Arbeitsklima und bringt unterschiedliche Denkansätze ein.
Ethnische Herkunft: Eine vielfältige ethnische Zusammensetzung ermöglicht kulturelles Verständnis und internationale Perspektiven, was besonders für global agierende Unternehmen von Vorteil ist.
Sexuelle Orientierung: Inklusive Unternehmen unterstützen ein sicheres Umfeld, in dem sich Mitarbeitende unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung geschätzt und akzeptiert fühlen.
Religion und Weltanschauung: Arbeitgeber, die religiöse Vielfalt fördern, stellen sicher, dass Mitarbeitende ihren Glauben ausleben können, was eine wertschätzende und offene Unternehmenskultur fördert.
Behinderung: Barrierefreiheit und gezielte Integration von Menschen mit Behinderung zeigen, dass das Unternehmen Menschen mit allen Fähigkeiten berücksichtigt.
Soziale Herkunft (bei den „Big 7“): Hierbei geht es um gleiche Chancen, unabhängig von familiärem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Eine diverse soziale Herkunft der Mitarbeitenden trägt zu einer fairen und gleichberechtigten Unternehmenskultur bei.
Durch die Berücksichtigung all dieser Dimensionen schaffen Unternehmen eine offene Arbeitsatmosphäre, in der das gesamte Potenzial der Mitarbeitenden entfaltet werden kann. Wenn diese Merkmale, auf allen Ebenen – inklusive der Führungsebene – vertreten sind, zeigt dies echtes Engagement für Diversität und Inklusion.
Maßnahmen zur Förderung von Inklusion
Ein inklusiver Arbeitgeber schafft strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen, die eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre für alle Mitarbeitenden fördert. Zu den zentralen Maßnahmen zählen:
Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und Jobsharing bieten Mitarbeitenden in verschiedenen Lebenssituationen die nötige Unterstützung und fördern eine Work-Life-Balance.
Barrierefreiheit: Barrierefreie Büros und Technologien ermöglichen allen Mitarbeitenden – unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen – gleichberechtigten Zugang zu Arbeitsräumen, Produkten und Informationen.
Mentoring- und Coaching-Programme: Spezielle Programme für unterrepräsentierte Gruppen fördern die berufliche und persönliche Entwicklung und tragen zur Chancengleichheit bei.
Inklusive Unternehmen legen Wert auf ein Arbeitsumfeld, in dem sich alle willkommen fühlen und ihr Potenzial entfalten können. Regelmäßige Diversity-Trainings und klare Anti-Diskriminierungsrichtlinien stärken die Unternehmenskultur und fördern gegenseitigen Respekt. Sichere Kanäle zur Meldung von Vorfällen sowie „Employee Resource Groups“ (ERGs) bieten Mitarbeitenden zusätzlich die Möglichkeit, sich auszutauschen.
Employee Resource Groups (ERGs) sind freiwillige, von Mitarbeitenden geleitete Gruppen, die sich für spezielle Anliegen und Bedürfnisse einsetzen. Sie bieten Unterstützung, Austausch und Networking und fördern eine Atmosphäre des Zusammenhalts. ERGs tragen dazu bei, dass sich Mitarbeitende aus bestimmten Gemeinschaften wie LGBTQIA+, verschiedenen ethnischen Gruppen oder auch neuen Eltern unterstützt fühlen. Diese Gruppen stärken das Gemeinschaftsgefühl, helfen beim kulturellen Austausch und erleichtern den Zugang zu Förderprogrammen und Weiterbildungsmöglichkeiten. ERGs, die aktiv gefördert werden, zeigen, dass ein Unternehmen Vielfalt nicht nur akzeptiert, sondern auch aktiv wertschätzt.
Faire und transparente Personalpolitik
Ein inklusives Unternehmen zeichnet sich durch faire, transparente Prozesse im Recruiting und in der Personalentwicklung aus. Dies umfasst transparente Beförderungskriterien und objektive Leistungsbewertungen. Bewertungen auf Plattformen wie Glassdoor oder Kununu können einen wertvollen Einblick geben, wie wertschätzend der Rekrutierungsprozess ist und wie transparent Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden.
Viele Unternehmen bieten zudem Schulungen für das Recruiting-Team an, um unbewusste Vorurteile abzubauen und sicherzustellen, dass alle Bewerbenden eine faire Chance haben.
Anerkannte Leitlinien und Initiativen als Indikatoren
Leitlinien wie die ISO 30415 „Personalmanagement – Diversity & Inclusion“ oder die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt sind Indikatoren für das Engagement eines Unternehmens in Sachen D&I.
Charta der Vielfalt: Diese deutsche Initiative fördert die Wertschätzung von Vielfalt in Unternehmen. Durch die Unterzeichnung verpflichten sich Unternehmen, eine vorurteilsfreie Arbeitskultur zu schaffen und regelmäßige Überprüfungen ihrer D&I-Maßnahmen durchzuführen.
DIN ISO 30415: Diese internationale Norm legt Standards für die Umsetzung und Förderung von Diversität fest. Inklusive Unternehmen, die diese Norm erfüllen, haben nachweislich Maßnahmen zur Integration von Vielfalt implementiert und verpflichten sich zur kontinuierlichen Verbesserung.
Diese sollten jedoch in Kombination mit den anderen Faktoren betrachtet werden, da sie lediglich unterstützende Hinweise und kein alleiniger Beweis für gelebte Vielfalt sind. Sie zeigen jedoch, dass das Unternehmen bereit ist, sich D&I-Standards zu verpflichten und diese kontinuierlich zu überprüfen.
Zusammenfassung mit Checkliste: Praktische Anzeichen eines inklusiven Unternehmens
Um sicherzustellen, dass ein Unternehmen Diversität und Inklusion wirklich lebt, können Bewerber*innen folgende Checkliste nutzen:
Kommunizierte Werte: Prüfen Sie, ob das Unternehmen auf seiner Website oder auf sozialen Plattformen Werte wie Diversität und Inklusion offen kommuniziert.
Vielfalt im Team: Achten Sie darauf, ob die Belegschaft auf allen Ebenen Vielfalt repräsentiert, einschließlich Altersstruktur, Geschlechterverteilung und kulturellem Hintergrund.
Inklusionsmaßnahmen: Gibt es spezielle Programme wie flexible Arbeitsmodelle, barrierefreie Zugänge und unterstützende Netzwerke?
Faire Recruiting-Prozesse: Informieren Sie sich, ob das inklusive Unternehmen unvoreingenommene Bewerbungsverfahren und faire Beförderungskriterien anwendet.
Anerkannte Leitlinien & Initiativen: Internationale Normen wie die ISO 30415 oder eine Unterzeichnung der Charta der Vielfalt zeigen, dass das Unternehmen aktiv an einer inklusiven Kultur arbeitet.
Mit dieser Checkliste haben Bewerber*innen eine praktische Orientierung, die D&I-Bemühungen eines potenziellen Arbeitgebers besser einschätzen zu können.
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