Prekäre Arbeit
Definition, Erklärung
Von prekärer Arbeit spricht man, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt wird:
- Das Einkommen aus dem Haupterwerb ist nicht existenzsichernd bzw. ein Niedriglohn
- Die Absicherungen für die Beschäftigten, wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Sozialversicherungen, Mitbestimmungsrechte, Kündigungsschutz, geregelte Arbeitszeit, bezahlter Urlaub sind eingeschränkt oder entfallen
- Die Integration in soziale Netze fehlt wegen zeitlich befristeter Arbeitsverträge bzw. durch die geringere Arbeitplatzsicherheit gegenüber „normalen“ Arbeitsverhältnissen mit unbefristetem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz
- Eine gesellschaftliche Positionierung über den Arbeitsplatz wird vorenthalten durch die fehlende Planung des Arbeitslebens und der Karriere
- Die Folgen prekärer Arbeit können ein dauerhafter Sinnverlust bzw. auch eine krankhafte Überidentifikation mit der Arbeit sein
Unumstritten sind die beiden ersten Kriterien. Als Beispiele für prekäre Arbeitsverhältnisse werden genannt:
- die Scheinselbständigkeit
- Erwerbsarme oder Working Poor, die durch die Einführung eines Niedriglohns unterstützt werden sollen
- Cappuccino-Worker, die neben einem Hauptjob noch einem Nebenjob nachgehen, da das Einkommen sonst nicht ausreicht
- Jobhopper, die freiwillig – liebt Abwechslung – oder unfreiwillig aufgrund von befristeten Arbeitsverträgen und Zeitarbeit, häufig Arbeitsstelle und Arbeitsort wechseln
- Ein-Euro-Jobber, die neben ihrem Arbeitslosengeld II eine Aufwandsentschädigung erhalten
- Teilzeitarbeitskräfte, vor allem Frauen, die aufgrund ihrer familiären Situation anders nicht mehr arbeiten können
- Schwarzarbeiter, zu denen auch Migranten ohne gültige Papiere zählen
- Praktikanten
- Minijobber
Literatur
- Echtleben: Warum es heut so kompliziert ist, eine Haltung zu haben von Katja Kullmann. Die FAZ.NET hat es gelesen
- fair statt prekär – Überlegungen zur Analyse und Gestaltung von Beschäftigungsverhältnissen in der Region von Klaus Kock, Ulrich Pröll, Martina Stackelbeck
Herausgeber: Sozialforschungsstelle Dortmund, August 2006