Chronisch krank und Arbeit? – Stabil im Job trotz Rheuma & Co
Einleitung
Arbeiten mit einer chronischen Erkrankung wie Rheuma, Fibromyalgie oder Morbus Crohn kann eine echte Herausforderung sein.
Was ist Rheuma? Hier mehr erfahren
Was ist Fibromyalgie? Hier mehr erfahren
Was ist Morbus Chron? Hier mehr erfahren
Schmerzen, Müdigkeit und unberechenbare Krankheitsschübe machen den beruflichen Alltag unvorhersehbar. Die richtige Strategie und ein bewusstes Energiemanagement können es Dir jedoch ermöglichen, langfristig stabil im Job zu bleiben und trotz Deiner chronischen Erkrankung am Erwerbsleben teilzuhaben.
Dieser Blogpost zeigt auf, was für Unterstützungsmöglichkeiten bestehen, wie du deine Arbeitsumgebung anpassen kannst und welche Self-Care Interventionen Dich dabei unterstützen können, fit zu bleiben.
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arbeiten mit chronischen Schmerzen
Arbeiten trotz chronischer Krankheit – Die größten Herausforderungen
Täglich auf der Arbeit Alles geben, auch wenn die Gesundheit manchmal streikt – das kennen viele Chroniker nur zu gut aus ihrem Berufsleben. Häufig kämpfen Sie mit:
- Starke Müdigkeit: Chronische Erkrankungen treten oft gemeinsam mit extremer Müdigkeit auf, die trotz Erholung oft nicht verschwinden will.
- Schwierige Planbarkeit wegen schubartigem Verlauf: Schübe treten in der Regel unvorhergesehen ein und können eine Planbarkeit der beruflichen Verpflichtungen massiv erschweren.
- Mentale Last: Chronische Erkrankungen sind leider zu häufig stigmatisiert, was die mentale Belastung und Angstzustände hervorrufen sowie Selbstwert und Selbstbewusstsein schädigen kann.
Auch wenn dies alles nicht sonderlich erbauend klingt, bestehen Hoffnung und Grund zur Zuversicht, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Belastung zu lindern
Unterstützungsangebote und rechtliche Rahmenbedingungen
Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen
Im Falle einer chronischen Erkrankung stehen Dir in Deutschland bestimmte, rechtliche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügungn, auf die Du einen Anspruch hast und mit denen Du Dich unbedingt beschäftigen solltest.
- Schwerbehindertenausweis (ab einem Grad der Behinderung von 50): Ab einem bestimmten Schweregrad Deiner Einschränkung durch die chronische Erkrankung hast Du ein Anrecht auf Vorzügige wie einen gestärkten Kündigungsschutz, steuerliche Vergünstigungen oder ein erhöhtes Urlaubskontingent. Du bist also gesicherter im Job und hast die Möglichkeit, öfter Pausen zu nehmen, wenn Du diese benötigst.
- Gleichstellungsantrag (bei einem Grad der Behinderung zwischen 30 und 40): Sofern Dir kein Schwerbehindertenausweis zusteht, Du aber dennoch Hilfe suchst, steht es Dir frei, eine sogenannte Gleichstellung zu beantragen. Dies ermöglicht es Dir, im Job mit dem gleichen Status wie ein Mensch mit Schwerbehindertenausweis behandelt zu werden, selbst wenn Du bei der Einschätzung des Grades der Behinderung unter 50 liegst. So kannst Du von einigen Vorteilen, die der Behindertenausweis mit sich bringt, profitieren, und deine Last im Alltag etwas reduzieren.
Leistungs- und Hilfsmöglichkeiten am Arbeitsplatz
Neben den oben beschriebenen, arbeitsrechtlichen Grundlagen, bestehen auf Arbeitgeberebene einige Möglichkeiten, Dich bei der Ausübung Deines Jobs zu unterstützen.
- Stufenweise Wiedereingliederung: Solltest Du einmal länger krankheitsbedingt ausfallen besteht durch das Mittel der stufenweisen Wiedereingliederung die Möglichkeit, mit weniger Arbeitsstunden zurückzukehren und dich so wieder nach und nach an die Arbeitsbelastung anzupassen, anstatt sofort von 0 auf 100 starten zu müssen und unter Leistungsdruck zu stehen.
- Nachteilsausgleiche & finanzielle Hilfen: Neben der Belastungssteuerung durch Wiedereingliederungsmaßnahmen kannst Du im Austausch mit Deinem Arbeitgeber prüfen, welche finanziellen Hilfen und Nachteilsausgleiche dir zur Verfügung stehen. Häufig kannst Du so Zuschüsse oder die vollständige Übernahme für einen angepassten Arbeitsplatz sowie eine anteilige Übernahme Deiner Fahrkosten erwirken.
Zur Unterstützung bei der Kommunikation kannst Du Kontakt zur Schwerbehindertenvertretung und anderen sozialen Anbietern aufnehmen, um Dich unterstützen zu lassen.
Ergonomischer, krankheitsgerechter Arbeitsplatz: Praktische Tipps zur Umsetzung.
Neben finanzieller und rechtlicher Unterstützung können bereits kleine, praktische Anpassungen dabei helfen, deinen Arbeitsplatz bequemer und damit für Dich geeigneter zu machen. Hier ein paar Anregungen
- Ergonomische Büroausstattung: Ergonomisch optimierte Möbel wie ein höhenverstellbarer Schreibtisch, ein Sitzball oder ein ergonomisches Tastaturset können bereits einen echten Unterschied machen
- Flexible Arbeitszeiten: Wenn immer möglich, empfiehlt es sich, Gleitzeit, Teilzeit oder Tele-Arbeit in Anspruch zu nehmen, um aufreibender Pendelei vorzubeugen und deine Arbeitszeit an etwaige, krankheitsbedingte Beschwerden anpassen zu können.
- Achtsames Pausenmanagement: Insbesondere bei einer chronischen Krankheit neigen viele Betroffene dazu, sich besonders viel vorzunehmen. Hiermit überfrachten sie sich häufig. Das bewusste Einplanen von Pausen kann hier helfen, Überlastung vorzubeugen und Probleme garnicht erst entstehen zu lassen.
- Transparente Kommunikation: Sofern du Unterstützung benötigst, kann es sich lohnen, transparent mit deinem Vorgesetzen zu kommunizieren oder bei entsprechender Betriebsgröße zu Schwerbehindertenvertretung und/ oder den Betriebsrat mit einzubeziehen. Häufig werden hier Möglichkeit sichtbar, die auf den ersten Blick nicht bemerkbar sind.
Sofern Dein Arbeitgeber eher reserviert ist oder sich gegen Maßnahmen stellt, können Dir Bescheinigungen vom Arzt oder eine Unterstützung durch das Integrationsamt helfen, deine Unterstützungsgesuche durchzusetzen. Chronischen Patienten steht häufig mehr zu als sie glauben und es macht Sinn, für diese Rechte einzustehen und sich hierbei im Worst Case Hilfe zu suchen.
Selbstfürsorge und effektives Ressourcenmanagement
Neben externer Unterstützung durch den Arbeitgeber und andere Anlaufstellen lohnt es sich, bei sich selbst anzufangen und die Erkrankung bewusst in den Arbeitsalltag einzuplanen. Bereits kleine Schritte können hier eine extreme Wirkung erzielen und sich aufsummieren.
- Priorisierung von Aufgaben: Statt sich viele Aufgaben zeitgleich vorzunehmen, macht es Sinn, sich auf die wichtigsten, wertstiftendsten Tätigkeiten zu konzentrieren und möglichst viel zu delegieren, also an andere abzugeben. So kann Überforderung und Frust vorgebeugt werden.
- Bewegung und Relaxen in den Alltag einbauen: Lockere Bewegung und bewusste Entspannung können helfen, besser mit dem alltäglichen Stress umzugehen und abzuschalten. Atemübungen, Dehnübungen oder regelmäßige Spaziergänge können hier extrem hilfreich sein.
- Routinen aufbauen: Um trotz der unvorhersehbaren Natur der eigenen Erkrankung Struktur und Kontrolle in den Alltag reinzubringen, sind Routinen extrem wichtig. Bereits kleine Schritte wie etwa ein Tee direkt nach dem Aufstehen können dir helfen, dich im Arbeitsalltag zu festigen und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu erleben.
Ausblick
Leben und Arbeiten mit chronischen Krankheiten wie Rheuma ist nicht selten herausfordernd und energiezehrend– mit der richtigen Strategie und einem entsprechenden Netzwerk aus Unterstützern jedoch machbar. Die eigenen Rechte zu kennen, gezielt mit dem Arbeitgeber an Bewältigungsmaßnahmen zu arbeiten und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen können die ersten Schritte hin zu einem langfristigen Verbleib in einem erfüllten Berufsleben sein. Viel Erfolg!
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Bildquelle: depositphotos.com