Steuerberater werden: Der Weg von der Ausbildung bis zum Examen
Der Beruf des Steuerberaters gilt als eine der anspruchsvollsten und angesehensten Karrieren in der Wirtschafts- und Rechtsberatung in Deutschland. Er verbindet fundiertes Wissen in Steuerrecht, Betriebswirtschaft und Rechnungslegung. Der Weg dorthin ist reglementiert und mündet in das anspruchsvolle Steuerberaterexamen.
Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die notwendigen Voraussetzungen, die verschiedenen Ausbildungspfade und die Herausforderungen, die Sie auf diesem Karriereweg erwarten.
Welche formalen Voraussetzungen muss ich für das Steuerberater Examen erfüllen?
Die Zulassung zum Steuerberaterexamen ist in Deutschland gesetzlich geregelt und streng an bestimmte Vorqualifikationen geknüpft. Das Ziel dieser Regelungen ist es, ein hohes fachliches Niveau im Berufsstand zu sichern. Die formalen Voraussetzungen unterscheiden sich im Wesentlichen danach, welchen Ausbildungsweg Sie gewählt haben.

Der Beruf des Steuerberaters setzt ein Studium, einschlägige Praxiserfahrung und das erfolgreiche Bestehen des Steuerberaterexamens voraus.
Die Zulassung zur Prüfung erfordert das Erfüllen spezifischer Voraussetzungen, die sich hauptsächlich in drei Hauptwegen unterteilen:
Weg 1: Das Hochschulstudium (Regelfall)
Der Regelfall sieht ein abgeschlossenes Studium der Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften (oder ein gleichwertiges Studium) vor. Die erforderliche Dauer der anschließenden praktischen Tätigkeit hängt von der Regelstudienzeit ab:
- Bei einer Regelstudienzeit von mindestens vier Jahren (z. B. Master, Diplom) ist eine praktische Tätigkeit von mindestens zwei Jahren im steuerlichen Bereich notwendig.
- Bei einer Regelstudienzeit von weniger als vier Jahren (z. B. Bachelor-Abschluss) ist eine praktische Tätigkeit von mindestens drei Jahren notwendig.
Beachten Sie: Die praktische Tätigkeit muss in beiden Fällen einen Umfang von mindestens 16 Wochenstunden aufweisen.
Weg 2: Die Kaufmännische Ausbildung
Dieser Weg richtet sich an Personen, die eine kaufmännische Ausbildung, wie zum Beispiel die zum Steuerfachangestellten, erfolgreich abgeschlossen haben. Hier sind die Anforderungen an die Berufserfahrung deutlich höher:
- Nach Abschluss der Ausbildung sind zehn Jahre praktische Tätigkeit im steuerlichen Bereich erforderlich, um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Weg 3: Die Kaufmännische Ausbildung mit Verkürzung
Personen mit einer kaufmännischen Ausbildung können die erforderliche praktische Tätigkeit verkürzen, wenn sie eine zusätzliche Qualifikation erwerben:
- Wird zusätzlich zur Ausbildung eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter oder Steuerfachwirt erfolgreich abgeschlossen, reduziert sich die erforderliche praktische Tätigkeit von zehn auf sieben Jahre.
Tipp der Redaktion: Die praktische Tätigkeit muss in dem Bereich stattfinden, der typischerweise Gegenstand der Berufstätigkeit eines Steuerberaters ist. Beachten Sie, dass die Regelungen und der Ausbildungsweg in Deutschland gelten; in Österreich gibt es gesonderte Vorschriften und Anforderungen für den Beruf des Steuerberaters.
Wie lange dauert der Weg zum Steuerberater im Durchschnitt?
Der Weg zum Steuerberater kann auf unterschiedliche Weise beschritten werden und variiert in seiner Dauer je nach gewählter Ausgangsqualifikation.
| Kriterium | Akademischer Weg | Dualer/Kaufmännischer Weg |
| Erster Schritt | Studium (Bachelor/Master/Diplom) | Ausbildung (z.B. Steuerfachangestellte/r) |
| Dauer Erster Schritt | ca. 4 – 5 Jahre | 3 Jahre |
| Praktische Tätigkeit | 2 Jahre (bei 4-jährigem Studium) | 10 Jahre (7 Jahre mit Zusatzqual.) |
| Vorbereitung + Examen | 1 – 2 Jahre | 1 – 2 Jahre |
| Gesamtdauer | ca. 7 – 9 Jahre (nach Abitur) | ca. 11 – 15 Jahre (nach Schulabschluss) |
Obwohl der kaufmännische Weg länger dauert, bietet er den Vorteil eines früheren und kontinuierlichen Einkommens sowie einer intensiven praktischen Erfahrung, die vielen Absolventen den Zugang zum Examen erleichtert.
Lohnt sich ein Studium oder ist die Ausbildung der bessere Weg?
Beide Wege führen zum Ziel, dem Steuerberaterexamen. Die Entscheidung hängt von Ihren persönlichen Präferenzen und Ihrer Lernstruktur ab. Es gibt keinen „besseren“ Weg; es gibt nur den passenderen für Sie.
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Vorteil des Studiums (Akademischer Weg) |
Vorteil der Ausbildung (Kaufmännischer Weg) |
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Schnellerer Zugang zum Examen (kürzere Wartezeit) |
Frühes Gehalt und finanzielle Unabhängigkeit |
| Tiefe theoretische Kenntnisse in BWL und Recht |
Tiefe praktische Erfahrung und Mandantenkontakt |
| Mehr Flexibilität bei der Wahl der praktischen Stationen | Solide Grundlage für das Verständnis der Abläufe in Kanzleien |
| Oftmals bessere Karriereoptionen in Großkanzleien |
Geringeres Risiko, da man bereits im Berufsleben steht |
Tipp: Viele entscheiden sich für eine Kombination, indem sie nach der Ausbildung ein berufsbegleitendes Studium (oder ein Fernstudium) absolvieren. Dies verkürzt die Wartezeit und kombiniert theoretisches und praktisches Wissen ideal.
Was sind die typischen Durchfallquoten beim Steuerberater-Examen?
Das Steuerberaterexamen gilt als eines der schwersten Berufsexamina in Deutschland. Die hohe Komplexität der Materie und der umfangreiche Prüfungsstoff führen regelmäßig zu hohen Durchfallquoten, was die Exklusivität des Titels unterstreicht.
- Die Durchfallquoten liegen je nach Prüfungsjahr typischerweise zwischen 45 % und 60 %.
- Wichtige Aussage: Die hohe Durchfallquote ist kein Indikator für mangelnde Intelligenz, sondern spiegelt den extrem hohen Schwierigkeitsgrad und den Umfang des Prüfungsstoffes wider.
Das Examen besteht aus einem schriftlichen Teil (drei sechsstündige Klausuren, die den Großteil der Misserfolge verursachen) und einem mündlichen Teil. Nur wer den schriftlichen Teil besteht, wird zur mündlichen Prüfung zugelassen. Die mündliche Prüfung hat eine deutlich höhere Bestehensquote.
Der Umfang der zu prüfenden Gebiete ist immens und umfasst unter anderem:
- Abgabenordnung, Finanzgerichtsordnung
- Einkommen-, Körperschaft-, Gewerbe- und Umsatzsteuer
- Bewertungsgesetz und Erbschaftsteuergesetz
- Handels- und Gesellschaftsrecht
- Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Grundlagen
Konkrete Handlungsanweisung zur Prüfungsvorbereitung: Starten Sie die intensive Vorbereitung frühzeitig, idealerweise mindestens 12 bis 18 Monate vor dem Examenstermin, und nutzen Sie anerkannte Intensivkurse, um die enorme Stoffmenge strukturiert zu bewältigen.
Alternative zum Voll-Examen: Der geprüfte Steuerfachwirt
Für qualifizierte Fachkräfte aus der kaufmännischen Praxis, die den Titel Steuerberater (noch) nicht anstreben, bietet der Steuerfachwirt eine attraktive und anspruchsvolle Alternative.
Der Steuerfachwirt ist eine Aufstiegsfortbildung, die Sie nach einer Ausbildung als Steuerfachangestellte/r und in der Regel drei Jahren Berufspraxis absolvieren können.
Warum ist diese Qualifikation sinnvoll?
- Verkürzung der Wartezeit: Sie verkürzt die erforderliche praktische Zeit bis zur Zulassung zum Steuerberaterexamen von zehn auf sieben Jahre.
- Karrieresprung: Als Steuerfachwirt übernehmen Sie bereits deutlich mehr Verantwortung, fungieren als rechte Hand des Steuerberaters und leiten oft Teams in der Kanzlei.
- Gehaltssteigerung: Die Qualifikation geht mit einer signifikanten Gehaltssteigerung und besseren Verhandlungspositionen einher.
Dieser Berufsweg zeigt, dass es im Steuerwesen auch Zwischenstufen mit hohem Verantwortungsgrad und sehr guten Karriereperspektiven gibt, die den Weg zum ultimativen Ziel, dem Steuerberater, vorbereiten oder eine wertvolle Alternative darstellen.
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